Editorial 6/2018: Motorradfahren ist eine Entdeckungsreise

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Mein Verhältnis zu Italien ist zwiespältig, war es schon immer. Am schlimmsten ist es, wenn Motorradfahrer anfangen, von den tollen Dolomiten zu schwärmen, dabei immer nur das gleiche meinend: Sella Ronda, Sella Ronda, Sella Ronda … Ich muss gestehen: Ich kann es nicht mehr hören.

Warum sollte ich auch, denn diese Spezial-Ausgabe von ALPENTOURER beweist eindrücklich, wie wunderbar vielfältig es südlich der Alpen zugeht. Motorradfahren sehe ich stets als Entdeckungsreise, nicht zuletzt, weil wir den Naturgewalten ausgesetzt sind. In vollklimatisierten Automobilen sind niemals die sinnlichen Erfahrungen zu machen, die im Sattel eines Motorrads auf uns einprasseln. Also sollten wir uns auch als Entdecker verstehen.

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Deshalb finden die Dolomiten in diesem Italien-Spezial auch nicht statt. Selbst das Trentino, zu dem es eine Reportage gibt, hat mehr als nur Dolomiten und Gardasee zu bieten. Unser Autor durfte es erfahren – und entdecken.

Richtig spannend wird es aber, wenn die Po-Ebene, die den alpinen Norden vom Rest des Landes trennt, überwunden ist. Hier beginnt der Apennin, ein 1.500 Kilometer langer Gebirgszug, der den gesamten Stiefel in zwei Hälften teilt. Und selbst auf Sizilien nimmt das Gebirge noch seine Fortsetzung.

Es gäbe also reichlich alpine Alternativen zu den Dolomiten. Und ganz andere Landschaften noch dazu. Weite Teile sind vulkanisch geprägt, was ihre Verwerfungen deutlich dramatischer macht, als es im harten Alpenfels möglich wäre. Straßenbau ist hier eine Herausforderung, was in manch ungewöhn­licher Streckenführung gipfelt. Die meisten Höhenlagen sind um 1.500 Meter, der höchste Gipfel fast 3.000. Und das Meer ist, ob west- oder ostwärts, nie wirklich weit entfernt.

Da ergeben sich tolle Kombinationsmöglichkeiten für die Befahrung. Wer erst einmal ein paar Strecken in den Monte Sibillini oder im Gran Sasso Nationalpark ausprobiert hat, wird kaum noch davon lassen können. Zu den landschaftlichen Schmankerln gesellen sich weitere Highlights, etwa die oft prächtig erhaltenen Bergdörfer mit ihrem mittelalter­lichen Charme. Wer Entspannung sucht, kann diese dann nach kurzem Trip entlang der Küste finden.

Und dann gibt es da noch die italienische Küche. Je weiter man nach Süden kommt, desto authen­tischer ist sie. Wer das nicht mal probiert hat, der hat nicht entdeckt.

Goethe schrieb einst: Neapel sehen und sterben. Er meinte damit nicht die Gefahr, während einen Besuchs der Chaos-City zum Opfer zu fallen. Er meinte, man müsse Neapel einmal gesehen haben. Erst dann könne man sterben. So beeindruckt war er von seinen Entdeckungen. Und solche Eindrücke wünschen wir euch auch.

Anregungen dazu findet Ihr reichlich auf den folgenden Seiten in diesem ALPENTOURER Spezial. Ciao!

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