Fahrbericht Yamaha MT-10: Die Macht ist mit dir…

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Nach den Modellen MT-07 mit zwei, MT-09 mit drei, steht jetzt die MT-10 mit vier Zylindern in den Startlöchern. Das heißt, sie steht nicht nur dort, sie scharrt schon ganz ordentlich mit den Hufen. Wolfgang Henne durfte ihr die Sporen geben…

R1-Power verpackt in einem Naked Bike, fahrbar für die Straße. Gab es das nicht schon mal? Stimmt, 2001 brachte Yamaha die FZS1000 Fazer mit dem Motor der Ur-R1. Modifiziert und auf mehr Durchzug und Drehmoment getrimmt. Was auf dem Papier gelang, blieb die Fazer auf der Straße allerdings schuldig.

Bärenstarker Antrieb

Ganz anders ist es mit der neuen MT-10. Bärenstark bringt sie ihre 160 Pferdchen auf den Asphalt. Schon in niedrigsten Drehzahlen schiebt sie dich mit purer Kraft aus den Ecken. Es ist eine wahre Freude, mit ihr auf der Drehmomentwelle zu surfen. Ab 6.000 Touren legt sie dann noch einen Zahn zu und lässt erahnen, was die R1 im oberen Drehzahlbereich wohl draufhaben muss.

Ruckzuck katapultiert dich das Teil auf 250 km/h, ohne dass der Vorwärtsdrang zwischendurch abreißt oder nachlässt. Lediglich die aufrechte Sitzposition und der damit verbundene Luftwiderstand setzen dem Spaß ein Ende. So ab 150 km/h ist der Fahrtwind schon deutlich zu spüren. Abhilfe schafft hier eine höhere Scheibe, die es als Zubehör für knapp 200 Euro gibt.

Überhaupt kann man sich die MT-10 je nach Wunsch und Einsatzzweck unterschiedlich konfigurieren und aufrüsten. Für den Tourenfahrer stehen neben der höheren Scheibe auch eine Komfortsitzbank, Gepäcksystem mit passendem Tankrucksack, Koffer und Top Case, höherer Lenker, Handprotektoren, Griffheizung, Navi-Halter und Bordsteckdose bei Yamaha im Zubehörregal. Ein Tempomat ist sogar serienmäßig verbaut. Es ändert allerdings nichts daran, dass es für die gemeinsame Tour mit der Lieblings-Sozia passendere Motorräder gibt. Es ist nicht allzu viel Platz hinten drauf. Hoch angebrachte Fußrasten bringen die Knie der Sozia schon mal auf Kollisionskurs mit den Ellenbogen des Fahrers.

Für den sportlich ambitionierten Kurvenfräser ist auch ein Quick Shifter für knapp 300 Euro erhältlich. Dieser erlaubt nicht nur das Schalten ohne Kupplung, sondern ersetzt auch das optisch nicht sehr schöne Schaltgestänge. Die senkrecht am Motor verbaute Alu-Stange sieht aus, als hätte man sie vergessen und erst am fertigen Motorrad noch schnell drangemacht.

Kompakt gebaut

Die MT-10 ist sehr kompakt gebaut und hat mit 1400 Millimetern einen sehr kurzen Radstand. Dadurch wirkt sie sehr agil, und es macht einen Höllenspaß, sie durch die Kurven zu jagen. Dabei geht die Handlichkeit nicht mal zu Lasten der Stabilität. Wie ein Brett liegt sie auch bei hohen Geschwindigkeiten auf der Straße. Sie verhält sich in allen Situationen sehr souverän und neutral. Zumindest mit den serienmäßig montierten Bridgestone S20.

Die elektronischen Helferlein an der MT-10 beschränken sich, nicht zuletzt auch aus Kostengründen, aufs Wesentliche. Drei verschiedene Modi beeinflussen das Ansprechverhalten des Motors. Je nach Gangart oder Fahrbahnbeschaffenheit hat man die Wahl zwischen „Standard“, „A“ oder „B“. In dieser Reihenfolge verändert sich die Gasannahme, wird zunehmend direkter. Um dem Hinterrad bei brachialer Beschleunigung am Kurvenausgang Einhalt zu gebieten, verfügt die Yamaha über eine dreistufige Traktionskontrolle, wobei hier die dritte Stufe die harmlose Variante darstellt.

Das Fahrwerk selbst stammt aus der R1 und ist voll einstellbar. Allerdings nur direkt und nicht über einstellbare Mappings. Braucht es auch nicht wirklich. Ein ABS ist heutzutage ja sowieso Standard und verrichtet auch bei der MT-10 klaglos seinen Dienst. Alles was es braucht, um ordentlich Spaß zu haben, ist also vorhanden.

Das Oberhaupt der MT-Familie fühlt sich auf der Landstraße pudelwohl und ist auch für enge Alpenpässe bestens geeignet. Drei Farbvarianten stehen zur Verfügung. Grau mit leuchtgelben Felgen ist sicher nicht jedermanns Sache, aber es passt zu dem Motorrad und polarisiert. Sehr edel wirkt die MT-10 in schwarz. Die Variante in blau mit den Alu-Applikationen wirkt sportlich und hat das gewisse Etwas. Abgesehen von der Farbgebung muss einem die MT-10 natürlich auch gefallen. Sie erinnert schon ein bisschen an Bumblebee, den netten Transformer aus der Nachbarschaft…

Starkes Naked Bike

Yamaha leistet mit der MT-10 jetzt auch seinen Beitrag zum Thema „starke Nakeds“ und zwischen einer BMW S1000R, einer KTM Super Duke GT, einer Aprilia Tuono und noch ein paar mehr Modellen in bester Gesellschaft. Trotz Vierzylinder erinnert mich die Yamaha aber am ehesten an die Super Duke GT. Sitzposition, Handling, erdiger Motorsound und auch die Leistungsentfaltung des Motors sind sportlich, aber nicht überfordernd oder aggressiv. Man fühlt sich wohl und das Motorrad vermittelt einem immer das Gefühl, alles im Griff zu haben.

Die Leistung stimmt, der Auftritt mit dem Darkness-Mythos hat schon was von Lifestyle und der Preis ist eine echte Kampfansage an die Mitbewerber. 12.995 Euro zzgl. Nebenkosten ruft der freundliche Yamaha-Händler für die MT-10 auf. Die dunkle Seite der Macht greift nach dir…

Technische Daten

 

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