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Off-Road-Fahrverbot in ganz Italien

Ein neues Gesetz unterbindet die Befahrung von Forstwegen und anderen nicht asphaltierten Strecken in ganz Italien.

Offroad-Fahrverbot in Italien

Am 1. Dezember 2021 wurde im italienischen Amtsblatt ein Dekret veröffentlicht, das – vom Landwirtschaftsminister, dem Kulturminister sowie dem Minister für den ökologischen Übergang unterzeichnet – die nationalen Mindestkriterien für die Regulierung der Wald- und Weideressourcen festlegt. Ein Verbot der Offroad-Nutzung, wie es nun wirksam wird, ist die indirekte Folge davon, weil im Dekret erstmals die zugelassenen Fahrzeugarten anhand von Beispielen klassifiziert wurden. Demnach sind Freizeitfahrzeuge nicht zugelassen.

Knackpunkt des Gesetzes ist der Anhang, in dem die Fahrzeuge, die zukünftig erlaubt sind, explizit benannt werden. Daraus kann (und muss nach Aussagen italienischer Verbände) der Umkehrschluss gezogen werden, dass alle anderen Fahrzeuge auf den benannten Wegen verboten sind. Das betrifft definitiv alle Strecken mit einer Maximalbreite von 2,5 Metern – und das auch unabhängig von den Besitzverhältnissen. Auf anderen Strecken, die im Dekret benannt werden, haben die Regionen mehr „Gestaltungsmöglichkeiten“, können aber auch hier strikte Fahrverbote aussprechen. Und obwohl der Begriff Fahrverbot nirgends auftaucht, wird ein solches mit der aktuellen Formulierung quasi durch die Hintertür eingeführt.

Die Nutzung des Geländes ist mit dem neuen Gesetz in Italien nur für eine bestimmte Art von Tätigkeiten (Wartung, Reparaturen, Inspektionen) und nur für Lastkraftwagen, Lkw, Traktoren, Anhänger und Betriebsmaschinen erlaubt. Freizeitaktivitäten sind völlig ausgeschlossen. Wenn sich daran nichts ändert, wäre das eine schlechte und unerwartete Nachricht für die gesamte Offroad-Gemeinde.

Einspruch von Motorrad- und Fahrrad-Organisationen

In Italien gilt ein Gesetz als angenommen, wenn nicht binnen 15 Tagen nach Veröffentlichung Einspruch dagegen eingelegt wird. Das haben nun in letzter Minute verschiedene Fahrrad- und Motorrad-Organisationen getan. Gemeinsam mit Teilen der Regierung will man daran arbeiten, eine vernünftige Lösung zu finden: sei es eine Änderung des Dekrets, ein neues spezifisches Gesetz oder Ausnahmen für bestimmte Kategorien, wie z. B. Geländemotorräder oder auch Mountainbikes. Ob der Vorstoß erfolgreich sein wird, ist derzeit nicht klar.

NACHTRAG 16.12.2021

» 211215 Leonardo LucarelliWir haben unseren italienischen Kollegen Leonardo Lucarelli auf das Thema angesetzt. Hier sind seine ersten Infos:

Das Landwirtschafts-Ministerium hat eine Klarstellung herausgegeben, in der es heißt:

“Es sei daran erinnert, dass die Hauptverantwortung für diese Angelegenheit bei den Regionen liegt und dass jede Region und autonome Provinz bereits ihr eigenes regionales Gesetz hat, das die Nutzung solcher Straßen regelt … Das ist seit Jahren in Kraft, ohne dass dies Auswirkungen auf die Nutzung von Forststraßen gehabt hätte. In Bezug auf den zugelassenen Verkehr auf den genannten Straßen hat sich nichts geändert, da Waldstraßen und -wege nicht den Sicherheitskriterien unterliegen, die für normale Straßen gelten, da sie nicht unter die Straßenverkehrsordnung fallen. Darüber hinaus obliegt es den Regionen, die Modalitäten der Nutzung, Verwaltung und Ausführung des Forststraßensystems zu regeln, wobei die Erfordernisse der Forstwirtschaft sowie des Umwelt- und Landschaftsschutzes zu berücksichtigen sind.”

Das in dieser Stellungnahme erkennbare Problem ist, dass das Fahren abseits der Straße in ganz Italien, vor allem im Norden, schon immer verboten war. Aber es gab ein Schlupfloch, mit dem man Einspruch einlegen konnte, wenn man eine Geldstrafe erhielt. Viele Geländefahrer, die auf der Grundlage regionaler Gesetze (die bestimmte Straßen auf eine bestimmte Art und Weise definieren) zu einer Geldstrafe verurteilt wurden, legten dann Berufung wegen Verfassungswidrigkeit ein, da es ein übergeordnetes nationales Gesetz gab, das alle unbefestigten Wege, einschließlich Maultierpfaden, mit regulären Straßen gleichsetzte. Und das soll nun eben abgeschafft werden.

Schlussendlich können also die Regionen jetzt machen, was sie wollen, es ist einfach nicht mehr möglich, Einspruch einzulegen.

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12 Kommentare

  1. Das ist keine schöne Nachricht. Aber so richtig überraschend ist dieser Trend nicht.

    Auch in Deutschland wird es zunehmend Einschränkungen für unsere Motorradfahrergemeinde geben.

    Die aggressiven Designs mit einem mückenartigen Erscheinungsbild, nach vorne geneigter Silhouette, die hohe Geschwindigkeit signalisiert, einem hochgezogenen (“erigierten”) Auspuff, der dem nachfolgenden Verkehr unterschwellig signalisiert, dass ihm die Abgase ins Gesicht geblasen werden und nicht zuletzt die unnötig lauten und risikofreudigen Zeitgenossen werden sich nicht positiv bei den Entscheidern dieser Republik auswirken.

    Schade – das Motorradfahren ist ein so schönes Freizeitvergnügen – bei mir seit 40 Jahren.

    Wann setzt ein Umdenken bei Motorradherstellern und Fahrern ein?

    1. Wann setzt ein Umdenken bei Motorradherstellern und Fahrern ein?

      Nicht nur dort, sondern vielmehr auch bei den Printmedien, sprich Motorradzeitschriften!!

      1. Stimmt, Bernd. Wenn bei Neuvorstellungen mehr Leistung und aggressiveres Design als Fortschritt gepriesen werden, dann stimmt die Richtung nicht. Die Motorradgemeinde tut sich damit keinen Gefallen.

        1. Tja, ich habe lange eine GSX-750F gefahren. Klares Design – das Motorrad konnte zwar schnell fahren, ich war aber immer schon ein sehr ruhiger Fahrer. Nach 23 Jahren war es aus mit dem Bike, ich wollte mir ein neues kaufen. Aber auf dem Markt gibt es (außer bei Klassikern) nur noch Motorräder, die aus einem Manga entsprungen sein könnten. Schade.

          1. Nikolai – Du hast recht. Wenn man ein eher klassisch gestyltes Motorrad fahren möchte, dann ist die Auswahl heute schon sehr eingeschränkt. Mir fällt dann z.B. die Bonneville T1200 ein. Sehr schönes Mopped. Viel Erfolg beim Kauf.

  2. Oh weh, oh weh… das ist keine gute Nachricht! Ich kann nur hoffen, dass es sich bei diesem Dekret um einen vorschnellen Entschluss handelt, den man nicht vollständig zu Ende gedacht hat. Dass selbst Mountainbiker auf diesen Strecken nicht mehr unterwegs sein dürfen, kann wohl wirklich nicht gewollt sein. Für die LGKS hatte man doch bereits eine entsprechende Mautstation eingerichtet und auch geregelt an welchen Tagen motorisierter Verkehrt zugelassen ist und an welchen auch nicht. Ich hoffe sehr, dass es nicht bei diesem endgültigen Entschluss bleiben wird…

    1. Moin Karim,

      es ist wirklich unverständlich, was da gerade passiert. Vermutlich werden viele italienische Dörfer dann mit Motorrädern gar nicht mehr erreichbar sein.

      Ich frage mich, welche Beweggründe hinter diesem politischen Vorstoß stecken. Da müsste man mit der “Gegenwehr” ansetzen.

      Irgendwie verstehe ich das Thema nicht so ganz. Aber auch in Deutschland werden wir vermutlich in nächster Zeit (nach dem Regierungswechsel) so einige unangenehme Überraschungen für Motorradfahrer erleben. Streckensperrungen oder Wochenendfahrverbote sind da nur der Anfang befürchte ich.

      Herzliche Grüße ‍♂️‍ schöne Weihnachten und einen guten Rutsch

      Axel

      PS: Deine YouTube Videos sind spitze.

      1. Guten Morgen, Axel! ☕️
        Ich kann auch nur hoffen, dass dieses Gesetz noch nachjustiert wird. Es mag wahrlich Regionen geben mit vielen Wanderern oder hohem Tourismusaufkommen, wo motorisierter Verkehr in den Wäldern als störend empfunden werden kann. Viele der Strecken, die ich in den Westalpen gefahren bin, sind aber auch so abgelegen und steil, dass mir dort kein einziger Wanderer oder Mountain Biker begegnet wäre. Auch denke ich an viele der Almen in den Marken und Umbrien, die u.a. auch davon leben, dass Leute zu ihnen kommen und einkehren. Sie sind nur über einspurige Schotterstraßen zu erreichen. Die Leute fahren alle mit Auto oder Motorrad an, da die Wege zu weit und beschwerlich wären, sie zu Fuß zu gehen.
        Vielen Dank, dass Dir meine Reisefilme gefallen! Das freut mich sehr! 🙂

        Angenehme Restwoche, schöne Weihnachten und Touren für das Neue Jahr,
        Karim

        1. Moin Karim,

          ja genau das ist es, was ich meine.

          Dort, wo sich Wanderer, Mountain- und Motorradbiker konzentrieren, ist die Umweltbelastung und gegenseitige Störung schon erheblich. Da ist eine Justage durchaus nachvollziehbar.

          Aber auf der Ligurischen Grenzkammstraße sehe ich das Problem eben auch nicht. Hier wird das Bad mit dem Kinde ausgeschüttet.

          Also bleiben wir zuversichtlich, dass sich auch bei den Entscheidern die Vernunft einstellt.

          Herzliche Grüße ‍♂️‍ schöne Weihnachten und dann auf ein neues, erfolgreiches und gesundes Jahr mit viel Schräglage

          Axel

          PS.: Eine vermeidbare Lärmbelästigung findet sich ja auch auf vielen asphaltierten Straßen. Letztens im Namlostal oder auch am Plansee – die Heizer mit sog. “Sportauspuffanlagen” waren schon kilometerweit im voraus zu hören. Einfach nur zum Fremdschämen.

  3. Ich finde das ausserordentlich gut. Dadurch wird die Tierwelt geschützt, die dem Lärm der Maschinen ausgesetzt ist. Und die die ” nicht erreichbaren Dörfer ” sind sicher auf der Strasse erreichbar. Und dem Dr. Härtl ist voll bei zu pflichten.

    1. Moin Peter,

      ich würde bei dieser Thematik etwas mehr differenzieren wollen.

      Nicht der Zustand der Straße (Asphalt/Gravel) wäre für mich entscheidend, sondern die Störung, vor allem durch Lärm, der in die Natur getragen wird (das Namlostal lässt grüßen). Wenn einzelne Motorradfahrer mit serienmäßiger Ausrüstung verantwortungsvoll unterwegs sind, dann ist die Störung vielleicht noch tolerierbar. Auf YouTube gibt es viele positive Beispiele. Hier halte ich das generelle Off-Road-Verbot für unangemessen.

      Ich finde es immer schlecht, wenn so absolute Gesetze beschlossen werden, ohne eine vernünftige Abwägung.

      Dass die Entscheider vom Motorradfahren keine Ahnung haben, das zeigen ja die vielen Beschränkungen auf unseren Straßen.

      Viele Grüße

      Axel

  4. Ich finde es außerordentlich gut, wenn Motorradfahrer keine Wald- und Wiesenwege nutzen dürfen. Das schadet der Natur und den Erholungssuchenden und dem Tourismus. Hoffentlich nehmen sich andere Länder ein Beispiel daran.
    Motorradfahren (und zwar rücksichtsvoll) ist ein schönes Hobby, aber wenn es andere schädigt, zB durch Lärm oder durch Flurschäden, dann hört der Spaß auf.

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